Der Streit


Es begab sich zu der Zeit des Tages, als Drei gewandete Burschen nach getaner Arbeit auf der Burg ihres Herrn den Weg zurück in ihr Dorf antraten. Fröhlich pfeifend und bester Stimmung schritten sie durch den tiefen Wald, traten hinaus auf eine weite Lichtung und entdeckten auf einem naheliegenden Feld auf einmal einen großen reifen Kürbis.

"Der muss wohl nach der Ernte vom Wagen gefallen sein", rief der erste Milchbärtige und stürzte los. "Halt", schrie der Zweite, "ich habe ihn zuerst gesehen!" und rannte seinem Kameraden hinterher. Auch der Dritte im Bunde fackelte nicht lang, auch er stürzte sich auf den Kürbis, als er seine beiden streitenden Kameraden erreichte.

Es war ein richtiges Tohuwabohu, sie zankten und stritten sich, zerrten den Kürbis mal nach links, mal nach rechts, mal nach oben, mal nach unten. Aber es gelang keinem, Herr über das rote Rund zu werden und so suhlten sie sich im Dreck, beschimpften und verfluchten sich gegenseitig, immer weiter, in einem Fort!

"Was ist hier denn los?" erschallte plötzlich eine barsche Stimme. Die drei Kürbiskämpfer ließen den Kürbis vor Schreck fallen und drehten sich um. Ein Rittersmann auf hohem Ross stand vor ihnen und schaute mit grimmen Blick auf sie herab.

"Das ist mein Kürbis" tönte der Milchbärtige, "ich habe ihn zuerst entdeckt!" "Nein, er gehört mir", fiel ihm der Zweite ins Wort und griff nach der Frucht. "Ach was", muckte der Dritte auf, schubste die beiden anderen weg und machte sich über den Kürbis her. Und schon flammte das Gerangel wieder auf, heftig ging der Zank weiter bis die Stimme von oben wieder erklang. "Hört auf damit", forderte der Rittersmann die Streithähne auf, "sofort!" Respektvoll ob der barschen Worte ließen sie vom Kürbis ab.

Langsam stieg der Ritter vom Pferd und stellte einen Fuß demonstrativ auf den Kürbis. "Warum will jeder von Euch den Kürbis?", fragte er in die Runde, nachdem sich alle etwas beruhigt hatten. "Ich will das Fruchtfleisch für eine gute Suppe für mich, meine Frau und meine Kinder", erwiderte Milchbart. "Ich möchte die Kerne rösten", bemerkte der Zweite an, "als Vorrat für den Winter." "Und ich", ergänzte der Dritte, möchte mit meinem Sohn für das Erntedankfest ein Gesicht in die Hülle schnitzen und als Lampe in der Kirche aufstellen.

Lange schaute der Rittersmann die drei Streithähne an, blickte jedem tief in die Augen und sprach: "Und jetzt? Wo ist das Problem?" Da begriffen die drei Kameraden, dass jeder den Kürbis für einen anderen Zweck nutzen wollte und jeder seinen Teil davon bekommen kann. "Jetzt schüttelt euch die Hände, schlagt einander ein und geht friedlich euren Weg" forderte der Rittersmann die drei auf und beschämt ob der einfachen Lösung reichten sie sich die Hände, ergriffen den Kürbis und trugen ihn gemeinsam in ihr Dorf.

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